HERTHA_ARENA - Ökologisch nachhaltiges Fußballstadion im Olympiapark Berlin
Blick von Glockenturm am Maifeld auf die HERTHA_ARENA
Entwurfskonzept
Ausschnitt Umgebungsmodell M 1:2000
Ausschnitt Fassadenmodell M 1:100
Schnittmodell M 1:100
3D-Schnitt I Blick auf den Fanblock und die Gegentribüne
"Place Miroir" am Schenkendorfplatz
VIP-Loge auf der Gegentribüne
Hotel-Zimmer
Multireligiöser Andachtsraum
Umkleidekabine der Heimmannschaft
Eckrestaurant am Olympiapark, Hanns-Braun-Straße
Treppenumlauf am Block B
Außenraumgestaltung
Ansichten Süd und Nord
Präsentation der Masterarbeit 10.2019
Das denkmalgeschützte Olympiastadion ist zentrales Element der städtebaulichen Achse vom Olympischen Platz über das Stadion zum Glockenturm im historischen Olympiagelände. Es wurde von 1934 bis 1936 für die Olympischen Spiele 1936 erbaut und das letzte Mal im Jahr 2004 nach den Entwürfen von gmp Architekten anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 umgebaut. Im Zuge dessen wurde die Rasenfläche um einige Meter abgesenkt, die Leichtathletik Tartanbahn in den Vereinsfarben von Hertha BSC aufgetragen und es erhielt seine einzigartige Dachkonstruktion.
Die Dimension in seiner jetzigen Größe ist für den Fußballsport problematisch, weil die Sitzplätze meist nicht alle zu besetzen sind und sich dieser Zustand nachteilig auf die Stimmung im Stadion auswirkt. Die umlaufende Leichtathletikbahn führt dazu, dass sich lediglich 22,5 Prozent der Zuschauer innerhalb des optimalen Sichtkreises von 90 Metern befinden.
Hertha BSC ist der einzige Bundesliga-Verein, der nicht über ein eigenes Fußballstadion verfügt und eine durchschnittliche Auslastung des Stadions von unter 70 Prozent aufweist. In der Spielzeit 2018/19 waren durchschnittlich 49.318 Besucher im Olympiastadion Berlin. Als Vollblutherthaner haben wir, Friedrich Zapfe und Dimitri Bohl, uns der Herausforderung gestellt, ein ökologisch nachhaltiges Fußballstadion im Olympiapark zu entwerfen.
Mit einer Zuschauerkapazität von 50.000 Sitzplätzen sieht der Entwurf des Fußballstadions vor, sich zur Rominter Allee hin an den Olympiapark anzuschließen. An dieser Stelle wurden bereits im Konzept aus den 1930er Jahren Sportstätten vorgesehen.
Aufgrund der Topografie und des Höhenunterschiedes von 10 Metern ist das Stadion eine Kombination aus einem Erdstadion und einem Hochbau, das in seiner Höhe niedriger als das historische Olympiastadion ist. Die schlichte Geometrie des Gebäudes geht respektvoll auf das städtebauliche und architektonische Ensemble des Olympiaparks ein.
Die Erschließung des Gebäudes umfasst das gesamte Stadion. Die entgegengesetzte Anordnung der beiden Treppenumläufe ermöglicht die Bewegung durchs Gebäude sowohl im als auch gegen den Uhrzeigersinn. Somit ist es sowohl möglich, die Ebenen in nur einem Abschnitt horizontal zu durchlaufen als auch auf jeder Ebene einen Richtungswechsel durchzuführen, um das Gebäude in einem Gebäudeteil rein vertikal zu passieren. Dadurch werden die Fanwege zu den einzelnen Blöcken so gering wie möglich gehalten und auf Nadelöhre sowie Engstellen kann dadurch weitestgehend verzichtet werden. Eine große Vielfalt an Gastronomie-, Sanitär- und Erlebnisflächen machen das Stadion zu einem übersichtlichen, auf den Zuschauer zugeschnittenen und zum Ort für spannende Fußballerlebnisse.
Die Fassade des Stadions ist in eine Rahmenkonstruktion, die sich an einem Stützenraster im Innenraum orientiert. In dieses Raster ist die Konstruktion in einem 5x5 Meter großen, weißen Aluminiumrahmen eingelassen, die sich auf vier Felder aufteilt und die Dünnschicht-Photovoltaik-Elemente aufnimmt. Das Konzept sieht vor, insgesamt 17355 Quadratmeter der Fassade mit Dünnschichtsolarelementen zu belegen, die aufgrund der guten Hinterlüftung auch keine Leistungsminimierung erfahren. Jedes Element hat eine Größe von 12,5 Quadratmetern, ist dreieckig und zur Sonne ausgerichtet, um deren Wirkungsgrad zu erhöhen.
Es ist eine Gesamtleistung von ca. 1,3 MWh pro Jahr zu erwarten, die im Speicherzentrum auf Ebene 0 für die Spieltage vorgehalten wird oder bei Bedarf in das Berliner Stromnetz eingespeist werden kann. Dadurch kann das Stadion seinen Energiebedarf vollständig decken. Der durchschnittliche Energieverbrauch während eines Spieltages liegt bei ca. 25.000 kWh, davon verbraucht die Flutlichtanlage ca. 38%.
Zusätzlich werden in das Fundament um das Spielfeld Erdwärmesonden gebohrt, die als geschlossenes System in Kombination mit einer Wärmepumpe das Spielfeld ganzjährig frostfrei halten und somit als weiteres autarkes System die Rasenheizung des Spielfeldes betreiben. Der benötigte Strom für die Wärmepumpe wird von den Solarelementen aus der Fassade gewonnen.
Die Dachfläche mit einer Fläche von 40.227 Quadratmetern bietet eine hohe Kapazität, das Regenwasser aufzufangen: Laut Berechnung wäre es möglich, einen Ertrag von 14.481.720 Litern pro Jahr zu erzielen. Benötigt werden jedoch nur 6.000.000 Liter für die Toilettenbenutzung während der Spielzeiten.
Teamarbeit mit Friedrich Zapfe am Fachgebiet gte Gebäudetechnik und Entwerfen bei Herrn Professor Claus Steffan I Technische Universität Berlin